Flat Blues Ltd. erzählten „The Story Of Blues“ in Achenbach-Fabrikhalle
Der Verein Kultur-Flecken Silberstern denkt bereits an ein Blues-Festival.
ba Sengende Hitze, flirrende Luft und schweißglänzende Körper, die auf den Baumwoll-Plantagen Mississippis gepeitscht und geschunden wurden; afrikanische Sklaven, deren Arbeitsrhythmus durch Worksongs gesteuert wurde, die aber gleichermaßen ihren Gefühlen und Hoffnungen durch Spirituals Ausdruck verleihen wollten: Hier finden sich die Wurzeln des Blues, der entscheidend für die Entwicklung der Musikkultur bis zum heutigen Tag ist. „Ohne Blues gäbe es gar nichts“, konstatierte Peter Lenzen, Sänger der Flat Blues Ltd. deshalb am Freitagabend in Freudenberg, ehe er sich anschickte, auf Einladung des Vereins Kultur-Flecken Silberstern, mit seiner Band das Publikum auf eine musikalische Reise in die Vergangenheit zu entführen.
In der spannenden Location der Fabrikhalle Achenbach-Förderanlagen warteten deshalb rund 80 Blues-Fans, die sich vom Delta-Blues der 20er- und 30er-Jahre über den Chicago-Blues der 50er- Jahre bis hin zu den wilden Songs der Rolling Stones und natürlich den schwarz bebrillten und gekleideten Kult-Ikonen der 80er-Jahre, den Blues-Brothers, mitreißen lassen wollten. Unterstützt durch Fotos und Videos auf einer Leinwand, die das Flair der damaligen Zeit visualisierten, erlebten die Zuschauer einen musikalischen, aber auch informativen Abend.
Denn bevor nach fast dreistündigem Programm „Sweet Home Chicago“ erklang, galt es, auf den Spuren des Blues zu wandeln – von den staubigen Plantagen des Südens bis zum Freiheitsgefühl eines Bikers bei Steppenwolfs „Born To Be Wild“.
Fotos der Veranstaltung:
So begann der musikalische Weg mit dem „Walking Blues“ von Robert Johnson, den Gitarrist Patrick „Paddy Boy“ Zimmermann noch allein mit seiner Dobro präsentierte. Doch in dem Maße, wie die Sklaverei zur Vergangenheit wurde und zunehmend eine Partykultur entstand, veränderte sich auch die Musik. Mit Harp (Thomas Gottschalk) und Gesang (Peter Lenzen) wurde nachempfunden, was sich beispielsweise auf den riesigen Dockery Farms entwickelte.
Von Mensch zu Mensch wurden Melodien und Rhythmen weitergegeben, sodass sich vor allem Lead Belly zum musikalischen „Märchenerzähler“ entwickelte, dessen Song „Cotton Fields“ wohl jedem Musikfan ein Begriff ist. Dass Gitarren oft leicht verstimmt klangen, war durchaus erwünscht und wurde später gerne von Musikern adaptiert. Der Jump-Blues, eine neue Form des Blues mit Orchester und Vorläufer des Rock ’n’ Roll forcierte den Partygedanken. „Let The Good Times Roll“ war das Motto, das Louis Jordan musikalisch präsentierte.
Auch Flat Blues Ltd. wollten es an diesem Abend krachen lassen, so dass Michel Schallenberg an den Drums und Kay Stark am Bass den Rhythmus verstärkten. Auch wenn Gitarrist „Paddy Boy“ nicht im Spagat und hinter dem Rücken die Saiten zum Glühen brachte wie einst T-Bone Walker, bearbeitete er seine diversen Gitarren an diesem Abend derart virtuos, dass das Publikum oftmals spontan applaudierte.
Ob Big Joe Turners „Flip Flop And Fly“, Bill Haleys „Rock Around The Clock“ oder Chuck Berrys „Johnny Be Good“ – dem Publikum zuckten die Füße. Natürlich durfte auch Musiker-Legende Muddy Waters und sein „Hoochie Coochie Man“ beim Rhythm-and-Blues-Spektakel nicht fehlen, ebenso wie der Boogie-König – John Lee Hooker.
Die Liste der Blues-Legenden, deren Songs Flat Blues Ltd. an diesem Abend mit Hingabe präsentierten, war lang. Um Authentizität bemüht, wurde nicht nur ein Verstärker aus dem Jahr 1959 von Harp-Spieler Thomas Gottschalk aktiviert, sondern Patrick „Paddy Boy“ Zimmermann packte die Stratocaster aus, um die Gitarrengötter – Jimi Hendrix, Rory Gallagher, Stevie Ray Vaughan und Eric Clapton – angemessen musikalisch zu ehren. Welch ein Sound und welch mitreißende „Story Of Blues“, die Flat Blues Ltd. in Freudenberg präsentierten. Vermutlich nicht zum letzten Mal, denn der Gedanke, eventuell ein Blues-Festival zu veranstalten, wurde von den Organisatoren bereits laut geäußert.